Das letzte Wochenende können wir vergessen. Gegen die Favoriten Bonn und MBC gab es nix zu holen. Speziell die Reise in den Telekom Dome kam einer Vorort-Schnäppchentour zu POCO gleich. Desolat unter Wert wie das 59:82 war auch das 75:85 der erstligaschwachen Trefferquote verschuldet. So könnte es im November weitergehen, wenn denn der Spielplan moralisch wäre: Frankfurt, Berlin und Düsseldorf sind genau wie Spitzenreiter Artland Dragons eigentlich nur Erfahrungswerte für unser Aufsteigerteam. Aber nun sind wir mit Turek komplett und an einem guten Abend können die Körbe auch für uns glücklich fallen, wie Mitaufsteiger MBC letzten Sonntag in der Färberstraße. Einige Dreier hintereinander und man läuft das ganze Spiel einem Rückstand hinterher.
In den bisher sechs Spielen hätte André McGee seine Dreierversuche für andere Spieloptionen verwendet, denn 13 Treffer aus 38 Versuchen (nur der Ulmer Humphrey und der Bremerhavener Buford toppen das) und drei Turnover pro Spiel lassen nur auf einen besseren Aufbau hoffen.
Kompliment, daß die Supporters auch unseren 3er-Dreesen fordern und ihn während der Aufholjagd mit Gesängen bedachten. Irgendwann…
Im direkten Vergleich braucht sich Phoenix in der Höhle des Drachen nicht vor dem Feuer zu scheuen:
Trefferquote 51:42 %
Zweierquote 59:51 %
Dreierquote 43:29 %
Freiwurfquote 74:63 %
Rebounds 32:39
-Defense 23:26
-Offense 9:13
Assists 14:11
Steals 6:4
Turnover 13:15
Blocks 1:4
Points Per Game 82:74
Efficiency 86:66
Wenn diese kalten Zahlen in die Taktik spielen, dann hat Hagen eine Chance unter dem Korb über Rebounds und Blöcke. Darius Hall #11, Darren Fenn #24 (bester mit 5 RPG) und Florian Hartenstein #54 klingen gegen Kale, Kruel und Turek nicht wie ein siegessicheres Center-Trio. Den Platz am Beko-Kühlschrank haben die Quakenbrücker eher wegen der Guards/Forwards Toby Bailey #22, Folarin Campbell #21 und Alexander Seggelke #7. Forward Nathan Peavy #31 ergänzt die Stärken um Topscorer Ronald Ross #5 mit 16 PPG, aber nur 18 % Dreiern. Teamstärke – nicht zu vergessen Achmadsha Zazai #10, mit 175 cm der kleinste BBL-Spieler – muß es wohl gewesen sein, daß die Artländer Drachen fünf Siege aus sieben Spielen einfuhren, nur in Braunschweig (86:94) und im letzten Heimspiel gegen Bamberg (68:74) mussten sie sich ergeben. Vielleicht ist es die frühe Wut im Bauch der Pokalsieger von 2008, die ja in der letzten Saison erstmals die Play Off-Teilnahme verfehlten.

Die Auswärtsfahrt geht in eine norddeutsche Landschaft, die es fast zum offiziellen Weltkulturerbe geschafft hätte mit seinen 700 denkmalgeschützten Fachwerkhöfen. Es muß so sein, als wäre man in einem überdimensionalen Selbecker Freilichtmuseum. Der Spielort Quakenbrück feiert 2010 sein 775jähriges, aber außer einer Jubel-Konfirmation von einem benachbarten Schützenverein ist auch an Allerheiligen nichts zu erwarten. Nur die Artland Arena wird wie schon seit dem Aufstieg 2003 mit 3000 Plätzen restlos ausverkauft sein und berüchtigte Stimmung verbreiten.

Im Artland, entweder vom lateinischen Ackerland oder von den altgermanischen Siedlern abgeleitet, dreht es sich meistens um Bauernkunst. Der einstige Wohlstand der Bauern ist praktisch nur noch in dieser Gegend sichtbar, wenn auch der Strukturwandel das Überleben dieser Kulturruinen erschwert. Das Wappen der Samtgemeinde zeigt „von Rot und Silber im Wellenschnitt gespalten, darin in verwechselten Farben zwei einander zugewendete Drachen ohne Flügel und Klauen.“ Der Artländer Drache (oder „Drudemänneken“) ist zudem ohne Beine, sieht eher aus wie ein freches Seepferdchen und findet sich meistens an Kirchen, Häusern und Möbeln. Nix gegen scharfe Feuervögel aus der Jugendstilwiege Hagen…
Erinnern wir uns an gute Anfänge, wie im ersten Saisonspiel in Giessen, wo wir den ersten und bisher einzigen Auswärtssieg feiern konnten (hurra, hurra, die Memory Card is da):





Fotos: Artland, Artland Dragons & HAYPHOENIX
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